Leberkrebs zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. Doch die Zahlen steigen dramatisch. "In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl der Erkrankten in Deutschland verdreifacht", sagt Professor Henning Schulze-Bergkamen vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Die Ursachen dafür sind vor allem ein Anstieg der Hepatitis-C-Fälle sowie die steigende Zahl von Menschen mit Fettleber. Lesen Sie hier, wie Leberkrebs entsteht und wer gefährdet ist.
Krebs entsteht als Folge einer kranken Leber
Rund 6000 Deutsche erkranken pro Jahr an Leberkrebs. Verglichen mit häufigen Krebserkrankungen wie Brust-, Darm- oder Prostatakrebs ist das wenig. Doch der starke Anstieg der Erkrankungszahlen macht Experten Sorgen. Er spiegelt wider, dass Leberleiden generell zugenommen haben. Vor allem die große Hepatitis-C-Welle in den 80er und 90er-Jahren wird für den Anstieg verantwortlich gemacht. "Ein Leberzellkarzinom kommt ganz selten aus dem Nichts", sagt Schulze-Bergkamen. Der Tumor entwickelt sich schleichend und steht meist am Ende einer schweren Leberkrankheit.
Symptome meist nur unspezifisch
Das Tückische an Leberkrebs: Der Tumor verursacht - wie alle Lebererkrankungen - nur wenige Beschwerden und wird daher häufig zu spät entdeckt. Mögliche Symptome sind anhaltende Bauchschmerzen, vor allem im rechten Oberbauch, Gelbfärbung der Haut, Gewichtsverlust mit gleichzeitiger Zunahme des Bauchumfangs sowie Juckreiz und Appetitverlust. Wird der Krebs frühzeitig entdeckt, lässt er sich gut therapieren. Allerdings muss gleichzeitig die primäre Lebererkrankung behandelt werden. "In der Regel hat man zwei Erkrankungen: die Leberzirrhose und den Leberkrebs", sagt Schulze-Bergkamen.
Vorbeugen durch Früherkennung
Da sich Leberkrebs meist als Folge anderer Lebererkrankungen entwickelt, lässt sich der Tumorbildung relativ gut vorbeugen. "Sowohl für Hepatitis B als auch für Hepatitis C stehen inzwischen sehr gute Medikamente zur Verfügung", sagt Mediziner Schulze-Bergkamen. Insofern gebe es gute Möglichkeiten, die Lebererkrankungen zu bremsen - vorausgesetzt die primäre Krankheit werde erkannt. Das Problem: Nur jeder fünfte Leberkranke weiß von seiner Krankheit. Dabei lassen sich Schäden an dem Organ relativ gut durch Laborwerte nachweisen. Vor allem Menschen mit einem erhöhten Risiko (zum Risikotest) sollten daher regelmäßig ihre Leberwerte bestimmen lassen.
Fettleber als Risikofaktor
Neben Hepatitis ist vor allem die zunehmende Zahl an Menschen mit Fettleber verantwortlich für den Anstieg der Lebertumore. Die Fettleber entsteht entweder durch übermäßigen Alkoholkonsum oder durch das so genannte Metabolische Syndrom. Dies ist eine Stoffwechselstörung, die durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht hervorgerufen wird und auch mit Diabetes und Bluthochdruck einhergeht. Vorbeugen lässt sich der Fettleber durch weniger Alkohol, mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung mit wenig Fett und Zucker. Auch wer bereits eine Fettleber entwickelt hat, kann durch eine gesunde Lebensweise weiteren Leberschäden vorbeugen.
Höhepunkt im Jahr 2020 erwartet
Experten erwarten, dass die Erkrankungszahlen bei Leberkrebs in den nächsten Jahren weiter steigen. "Den Höhepunkt erwarten wir in den Jahren zwischen 2015 und 2020", sagt Schulze-Bergkamen. Danach könnten die Zahlen wieder sinken, da die Neuerkrankungen bei Hepatitis C zurückgehen und sich die Behandlungsmöglichkeiten verbessert haben. Zudem gibt es inzwischen gute Möglichkeiten, sich vor Hepatitis C und B zu schützen. Hepatitis C wird vor allem durch ungeschützte Sexualkontakte sowie verschmutztes Drogenbesteck übertragen. Die Übertragung durch Blutkonserven ist dagegen inzwischen ausgeschlossen. Gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen.
15.09.2011, 10:44 Uhr | cme
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