Elastographie mittels Fibroscan®: ein einfaches Verfahren zur Beurteilung der Bindegewebsdichte (Ausmaß der Fibrose bzw. Zirrhose) der Leber
Chronische Lebererkrankungen können unabhängig von der Ursache (Alkohol, Viren, Medikamente, Fettleber etc.) durch vermehrte Bindegewebsbildung im Lebergewebe zu ernsthaften Leberschädigungen führen. Betroffene Patienten merken davon in der Regel jahrelang nichts, denn das Fortschreiten der Lebererkrankung bis zur Leberzirrhose verläuft zumeist ohne Beschwerden. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Lebererkrankung (Zirrhose) lassen sich mit Ultraschall und anhand von Blutuntersuchungen Befunde erheben, die auf eine dann bereits vorhandene fortgeschrittene Zirrhose der Leber hindeuten.
Bislang galt die Leberpunktion als einzige zuverlässige Methode, das Ausmaß einer Leberschädigung abzuschätzen.
Ein neues, auch als Elastometrie bezeichnetes Verfahren, ist eine schmerzfreie spezielle Messmethode, die eine verlässliche Messung des Ausmaßes des narbigen Umbauprozesses bei chronischen Leberkrankheiten erlaubt. Dieses Verfahren erfasst die Leberelastizität als Maß für die Verformbarkeit des Lebergewebes. Anhand dieser Werte (Angegeben in Kilo-Pascal) ist messbar, wie sehr eine Lebererkrankung bereits zu einem narbigen Umbau der Leber und hierdurch zu einem Verlust an Verformbarkeit des Lebergewebes geführt hat.
Die Messung erfolgt nicht-invasiv, also ohne Punktion und völlig schmerzfrei mit einem Fibroscan® genannten speziellen Ultraschallgerät, das über einen speziellen Schallkopf verfügt, der in Leberhöhe auf den Brustkorb aufgesetzt wird. Das Gerät produziert eine 50 Hertz-Welle, die mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 1 m/s in die Leber ausgesendet wird. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der über diesen Schallkopf erzeugten niederfrequenten Impulswelle im Lebergewebe wird vom selben Schallkopf gemessen. Je fester und unelastischer das Lebergewebe ist, desto schneller laufen die niederfrequenten Wellen hindurch. Die Verformung wird in der Einheit Kilo-Pascal (kPa) angegeben. Je stärker die Leber fibrosiert (mit Bindegewebe durchsetzt) ist, desto geringer wird sie verformt, und desto höher ist der Wert. Bei jungen gesunden Menschen werden so beispielsweise Werte um 3-5 kPa gemessen; der obere Grenzwert für normales Lebergewebe liegt unter 10 kPa.
Nach Einschätzung von Leberspezialisten aus aller Welt, die diese Methode in den vergangenen Jahren in zahlreichen Studien getestet und mit den Leberpunktionsergebnissen verglichen haben, lassen sich mit dieser Methode sehr verlässliche Ergebnisse erzielen und die mit dem Fibroscan® durchgeführte Elastometrie ist somit Standard in der vollständigen Leberdiagnostik. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand erlaubt das neue Verfahren die Diagnose einer Leberzirrhose mit einer Genauigkeit, angegeben als Sensitivität von 77 - 100% bei einer Spezifität von 96 - 100%. Es erlaubt hingegen keine ausreichend sensitive Differenzierung eines geringförmigen bzw. leichtgradigen narbigen Umbaus der Leber (Leberfibrose Grad 1-2). Auch kann diese Methode die Leberpunktion nicht vollständig ersetzen, weil eine Aussage über das Ausmaß der Entzündung in der Leber nicht damit getroffen werden kann.
Das Verfahren ist daher ideal für die Verlaufsbeurteilung chronisch lebererkrankter Patienten z.B. unter einer Therapie (z.B. mit Legalon, Ursodeoxycholsäure oder Interferontherapie). Sonst notwendige regelmäßige Leberpunktionen lassen sich so vermeiden.
Die völlig schmerzfreie Untersuchung wird in großen hepatologischen Zentren durchgeführt.
http://www.leber-ratgeber.de/nc/leber/l ... lossar_pi2[letter]=l